Spätestens ab Schulbeginn werden wir aufgrund unserer individueller Leistungen bewertet und wissen, wer Klassenbester ist. Beim Übertritt ins Berufsleben steht weiterhin die individuelle Leistung im Zentrum: Wir feiern den Mitarbeiter des Monats. Unser Leben dreht sich um das Paradigma der Konkurrenz. Doch Konkurrenzdenken scheint nicht mehr zielführend zu sein, vor allem wenn es um die Bewältigung der grossen Probleme der Menschheit geht: Armut, Klimawandel und Wohlstand für alle. Die Notwendigkeit,  Haltungen zu ändern und neue Fertigkeiten zu erlernen, wird zunehmend erkannt. Trotzdem funktionieren Schulen, also die Institutionen, in denen die meisten Menschen mit dem formellen Lernen in Berührung kommen, unter dem alten Paradigma. So wachsen die meisten Menschen in einem System auf, in dem Wettbewerb höher als Zusammenarbeit bewertet wird. Entsprechendes Verhalten überträgt sich typischerweise von Schulen in unsere Organisationen, Firmen und andere Systeme, die wir erschaffen. Und trotzdem erkennen wir, dass es im 21. Jahrhundert Kooperationen über Grenzen hinaus braucht. Oder um mit François Hollande, dem französischen Präsidenten an der Eröffnung von COP21 zu reden:

“Unsere grösste Herausforderung ist es, von einem Globalisierungsmodell, welches auf der Idee der Konkurrenz beruht, zu einem Kooperationsmodell zu gelangen, bei dem es profitabler ist zu bewahren als zu zerstören.

Was braucht es, um vom Konkurrenzdenken zur Kollaboration zu gelangen? Der erste Schritt besteht darin, alte Gewohnheiten, welche nicht länger zielführend sind, zu “verlernen”.  Kürzlich auf einer Reise nach Japan wurde ich auf anschauliche Art daran erinnert, was das heisst: Wie viele “Westler” lernte ich von Kindsbeinen auf, geräuschlos zu essen. In Japan dagegen wird es erwartet, beim Essen von Sobanudeln zu schlürfen. So musste ich meine Jahrzehnte lange Erfahrung des geräuschlosen Essens ablegen und wichtige Lektionen des “Anstands” überwinden. Ich verlernte also die alte Gewohnheit und lernte das Gegenteil davon, das heisst Sobanudeln mit einem genüsslichen Schlürfen essen.

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Alte Gewohnheiten loslassen sowie der Schritt von der individuellen zur systemischen Veränderung, bei der Konkurrenzdenken dem Kooperationsgedanken weicht,  sind eine riesige Herausforderung. Und vielleicht besteht deshalb der erste Schritt nicht darin, Antworten zu finden, sondern die richtigen Fragen zu stellen: Fragen, die es uns und den Systemen um uns herum ermöglichen, kollaborativ zu denken und handeln:
  1. Was wäre, wenn Schulen Zusammenarbeit mehr als die individuelle Leistung belohnen würden? Wie sähe das aus?
  2. Und was wäre, wenn Firmen und Organisationen Zusammenarbeit mehr als individuelle Leistung belohnen würden? Wie sähe das aus?

Stell’ dir zum Beispiel vor, dass du Erfolge mit anderen teilst. Oder stell’ dir vor, du hättest den Mut aufzustehen und Verantwortung zu übernehmen für etwas, das schief gelaufen ist. Siehst du, wie sich deine Organisationskultur zu verändern beginnt? Wenn ja, begleitet dich ecloo in diesem Prozess der Veränderung.

ecloo und Future Sessions (www.futuresessions.com) in Japan haben zudem angefangen, diesen Fragen an einem Anlass mit Firmen, NGOs und Regierungsorganisationen nachzugehen. Grundlage dazu ist ein Programm, welches Menschen und Organisationen aus allen Wirtschaftszweigen und Lebensbereichen dazu einlädt, über Grenzen hinweg zusammen zu arbeiten. Dabei ist Soba essen nur der Anfang einer kollaborativen Reise. Welche Ideen bringst du mit, um auf dieser Reise gemeinsam voran zu kommen?